multiple-leben.de |
Multiple Sklerose: Eine Erkrankung mit vielen Gesichtern
Rückenmark und Gehirn bilden zusammen das zentrale Nervensystem (ZNS), das für die Koordination aller motorischen Funktionen und innerorganischen Abläufe sowie für die Integration aller äußeren und inneren Reize verantwortlich ist. Dabei arbeitet es nach dem Prinzip einer Schaltzentrale, die elektrische Impulse über die von einer Isolierschicht umhüllten Nervenfasern weiterleitet.
Hauptbestandteil der Isolierschicht, der Markscheide, ist Myelin, eine weiße, fetthaltige Substanz. Bei einem an Multipler Sklerose (lat. Encephalomyelitis disseminata) erkrankten Menschen ist diese aufgrund einer Abwehrreaktion des Immunsystems irreversibel geschädigt, sodass die einzelnen Impulse nur noch verlangsamt bzw. überhaupt nicht mehr weitergeben werden können. Man spricht hierbei von einer sog. Demyelinisation (Entmarkung) der Nervenfasern, die an diversen – multiplen – Stellen auftreten kann und zur Entstehung einer verhärteten (griech. sklero = hart), narbenartigen Gewebeschicht führt. Schreitet dieser Prozess fort, kann es darüber hinaus zu einer Degeneration der Nervenzellfortsätze (Axone) kommen.
Laut Angaben des Universitätsklinikum Freiburg leiden bundesweit ca. 120.000 Menschen an dieser chronischen Entzündungserkrankung des ZNS, die häufig erstmalig zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, aber auch bei älteren Personen nach Erreichen des 50. Lebensjahr auftritt. Im Jahre 2000 berichteten Experten der Universität Göttingen, dass auch Kleinkinder im Alter von ca. drei Jahren eine MS entwickeln können. Bei den 5.000-6.000 Neuerkrankten pro Jahr überwiegt jedoch aus noch ungeklärten Ursachen der Anteil der erwachsenen Frauen.
Infolge einer MS-Erkrankung können viele unterschiedliche neurologische Symptome wie, z. B. Beeinträchtigungen des Sehvermögens (u. a. Doppeltsehen), Blasenfunktionsstörungen, spastische Lähmungen der Extremitäten, Erschöpfungszustände (Fatigue), Ataxie und Tremor (Störungen der Feinmotorik) etc. auftreten. Häufig äußern sich diese Symptome in Form von sog. Schüben, die z. B. durch körperliche und seelische Belastung oder auch Infekte hervorgerufen werden und in Stärke und Häufigkeit unterschiedlich sein können.
Man geht von drei grundsätzlich zu unterscheidenden Krankheitsverläufen der MS aus: Bei einer rezidivierend-remittierenden/schubförmigen MS (Erscheinungshäufigkeit ca. 40 %) treten ein oder mehrere neurologische Symptome nur kurzzeitig auf, d. h. sie klingen bereits nach wenigen Tagen (fast) wieder vollständig ab. Bei einem sekundär-progredienten/sekundär-fortschreitenden Krankheitsverlauf (Erscheinungshäufigkeit ebenfalls ca. 40 %) entwickelt ein Großteil der Patienten mit einer schubförmigen MS in einem Zeitraum von zehn bis 15 Jahren kontinuierlich zunehmende Beeinträchtigungen. Im Unterschied dazu ist die primär progrediente/fortschreitende Verlaufsform, bei der sich die auftretenden neurologischen Symptome nicht mehr zurückbilden, eher selten. Es treten auch Mischformen dieser Grundformen der Erkrankung auf. (msf)
|
|
Soweit die Wissenschaft,
Als Laie kann man sich die Beschädigung des Nervensystems, in etwa wie folgt vorstellen. Stellen sie sich ein ganz normales Stromkabel im Haushalt vor. damit der Strom in dem Kabel zum Verbraucher gelangt und nicht auf dem Weg verloren geht, sind die Kupferadern des Kabels mit einer Isolation aus Gummi versehen.
Nimmt man jetzt ein Messer und entfernt die Isolation sieht man die blanken Kupferadern des Kabels, wenn man jetzt das Kabel knickt, wird man das Kabel massiv beschädigen, es wird kein Strom mehr fließen und das Gerät am anderen Ende wird nicht funktionieren.
So in etwa ist es mit den Nervenbahnen innerhalb unseres Körpers bei MS. Manche Impulse kommen noch an, manche nicht, das sorgt dann für die einzelnen Defizite, Gangunsicherheit, Doppelbilder, etc.
|